Die Pepperroses in den Medien
Mit Bubikopf und „Schubidu“
Musik-Revue – Die „PepperRoses“ begeistern im Roßdörfer Sonnensaal mit Hits der
Dreißiger und Vierziger
Das war originell, war fantastisch choreografiert, was sieben Chansonetten im Sonnensaal
boten: „Pepper Roses“ heißt das Ensemble singfreudiger Damen, die sich aus verschiedenen
Chören des Kreises zusammengetan haben und nun mit einem eigenständigen Revueabend
brillierten. Auf Einladung des Kreisbüros für Chancengleichheit, Roßdorfs Frauenbeauftragter
Margarete Palka und der „Bücherinsel“, legten die „Pepper Roses“ im Nachklang zum
Weltfrauentag einen gepfefferten Auftritt hin.
Mit 170 Gästen nahezu ausverkauft war die musikalische Revue, auf die tosender Applaus
folgte – Bravorufe begleiteten zahlreiche Lieder sowie das charakterisierende, szenische Spiel.
In stilechtem Aufputz führten die Sängerinnen mit komödiantisch akzentuierter Interpretation
durch die zwanziger bis vierziger Jahre, trafen – teils persiflierend – den sittlichen Ton jener
Zeit und stimmten unvergängliche Melodien an.
Lieder, die zwischen Weltwirtschaftskrise und 2. Weltkrieg am heimischen Volksempfänger in
aller Ohren waren, wurden frisch aufbereitet. Auch Swing und Jazz wurden nicht ausgespart,
waren sie doch trotz Gefahr, der „Wehrkraftzersetzung“ beschuldigt zu werden, im Geheimen
wohlbekannt.
Mit Bubikopf und Frack legten die Damen mit „Wochenend und Sonnenschein“ los, das 1930
durch die „Comedian Harmonist“ zum Erfolg wurde. Als weibliches Septett und Nachfahrinnen
jenes Berliner Vokalensembles brauchten sie sich nicht zu verstecken.
Erstaunlich war dabei die Bandbreite des Repertoires zwischen melancholischen und heiteren
Schlagern („Lilli Marlen“ ebenso wie „Tante Paula liegt im Bett und isst Tomaten“) sowie
amerikanischen Klassikern („Summertime“ oder „As Time goes by“).
Kongenial war die Moderation, die Einblick gab in Zeit- und Kulturgeschichte. „Zwischen
kleinem Glück und tausendjährigen Katastrophen“ lautete das Motto. Thematisiert wurde die
„Heldenanwärterschaft“ der Männer an der Front, die Sehnsüchte und Nöte der Frauen,
zurückgeblieben zwischen Tapferkeitsparolen und weichgespülten Werbeslogans. Auch
Einschnitte künstlerischer Freiheit und Emigration deutscher Stars – etwa Marlene Dietrich –
wurden angetippt.
Interpretation eines Liedes der „Göttlichen“ Zarah Leander („Nur nicht aus Liebe weinen“)
oder Umdichtung des Jazzstandards von 1927 – aus „Ain't she sweet“ wurde „Ain't he sweet“
– belohnte das hellauf begeisterte Publikum mit Bravos.
„Es gibt Veranstaltungen, da denkt man zur Pause: Nun könnte bald Schluss sein. Heute
kann ich's kaum erwarten, dass es weitergeht“, sagte stellvertretend für viele eine
Besucherin zur Halbzeit. In wadenlangen Kleidern der Dreißiger mit glockigem Saum und
eng geschnittener Hüftpartie entzückten die Damen nicht nur mit Gesang, sondern mit
femininem Schick. Zigarettenspitze, Spangenschuhe, Hütchen waren Accessoires.
Feinabstimmung der rhythmischen Gestik, mehrstimmiger Gesang, teils mit Frontfrau und
untermalendem „Schubidu“, befreiten die Ohrwürmer von jeglicher Patina: Frech, prickelnd
erotisch begeisterten Songs wie „Rum and Coca-Cola“, das 1930 populär gewordene Filmlied
„Ein Freund, ein guter Freund“ oder die umwerfende Interpretation von „Waldemar“. Ein
Zuhörer aus Messel applaudierte eifrig, schwärmte: „Potztausend: Die Damen sind wirklich
reizend.“
Foto: Karl-Heinz Bärtl, Text: Charlotte Martin
Darmstädter Echo 13.11.2017
„Neuer Mut und Chickenfood“
Von Isabel Hahn / Foto: Pia Brücher
PEPPERROSES Das Frauen-Ensemble spielt und singt sich im Reinheimer
„Kühlen Grund“ durch die Nachkriegszeit
REINHEIM - Auf einer Wäscheleine hängen Leinentücher, ein Zimmer ist spartanisch
eingerichtet, ein Radio dudelt vor sich hin. Plötzlich unterbricht eine Durchsage die
Musik: Der Krieg ist verloren.
Das ist der Auftakt des Auftritts der Pepperroses am Samstagabend im Kühlen Grund
in Reinheim. Der Premiere ihres zweiten Programms. Die acht Frauen auf der Bühne
haben vor sieben Jahren die pfeffrig rosige Musikgruppe gegründet, um ihrem Publikum
auf eine singend heitere, aber auch ironische Art Geschichte näherzubringen.
Bei ihrem zweiten Programm geht es um die Nachkriegsjahre mit ihren tagtäglichen
Entbehrungen, ums aufkommende Wirtschaftswunder und der heilen Welt der 50er Jahre.
Im Mittelpunkt stets die Rolle der Frau.
Was nun tun nach dem Krieg? Wo doch alles kaputt ist. Es 70 Millionen Kriegstote gab. Kaum
noch Männer da sind. „Weißt du manches Mal nicht mehr ein noch aus, nimm es nicht so schwer,
mach dir nichts daraus“, singen die Pepperroses. Zum Gedenken an alle Menschen in dieser Zeit.
Eine ältere Frau im Publikum singt leise mit. Neue Hoffnung kam mit den Care-Paketen.
„Somewhere over the rainbow“, trällern die Sängerinnen. Dann öffnet die berlinernde Pepperrose
Ulrike Henhapl ein Päckchen und holt echte Kaffeebohnen heraus. „Endlich kein Muckefuck
mehr!“ Lachen im gut gefüllten Zuschauerraum. Aber was ist das für ein gelbes Zeug? Adenauer
sprach kein Englisch, und seinem Übersetzer unterlief ein weitreichender Fehler: Statt „grain“ für
Korn sagte er „corn“, woraufhin als Hilfslieferungen ganze Schiffsladungen mit Mais (Englisch
corn) nach Deutschland kamen. „Der Mais ist gekommen“, wandeln die Pepperroses das
bekannte alte Volkslied ab.
Neben vielen neuen Rezepten rund um die gelben Körner, Zigaretten, Süßigkeiten und den
begehrten Nylonstrümpfen brachten die Amerikaner auch Musik und Fröhlichkeit. „Heute Abend
geh ich tanzen“, ruft Pepperrose Wilma Sköries, die ihrem alten unbeschwerten Leben
nachtrauert und auch endlich mal wieder etwas unternehmen will – nach stundenlangem
Steineklopfen am Tag. Ein flotter Boogie folgt. Das Publikum klatscht laut Beifall.
„Alles sehr stimmig“, findet Brigitte Jung (70) aus Fischbachtal, die gemeinsam mit den
Reinheimer Eheleuten Brigitte (71) und Hardy Wetzel (68) an einem Tisch sitzt. Auch das
Ehepaar ist zufrieden: „Gute Gags, gute Stimmen, sehr feinfühlig aufbereitet“, sagen die beiden
unisono. In der Pause entsteht eine rege Diskussion über Alter und Herkunft der gehörten Lieder.
Die Pause ist ein Schnitt: Neues Bühnenbild, neue Klamotten. Der Wohlstand ist da. Nichts mehr
mit Steineklopfen für Frauen. Jetzt dreht sich deren Welt um Haushalt und das Umsorgen des
Ehemannes: Essen gekocht, den Tisch hübsch gedeckt, ein herzlicher Empfang für den
wichtigsten Menschen der Familie. „Wie gut, dass das heute anders ist“, raunt ausgerechnet ein
Mann einem anderen zu. Ein Hoch auf taffe Menschen wie Elisabeth Selbert, wegen der der Satz
„Männer und Frauen sind gleichberechtigt“ im Grundgesetz steht, loben die Pepperroses und
erzählen von einer Zeit, in der der Mann das Recht hatte, das Arbeitsverhältnis seiner Frau zu
kündigen und über ihr Vermögen zu verfügen. „Für die errungene Gleichberechtigung wollen wir
uns bedanken“, rufen sie am Ende ihres Programms. „Und bei allen, die unser Land wieder
aufgebaut haben. Denn nur gemeinsam sind wir stark!“
Darmstädter Echo 26.10.2021
„Pepperroses“ erfinden sich neu
Jedes Ende birgt auch ein Anfang: Nach elf Jahren macht das
Vokalensemble eine lange Pause
Messel (rj).
Nach elf Jahren mit zwei abendfüllenden Programmen und mehr als
40 Konzerten, in denen die „Pepperroses“ als kleines Vokalensemble in
der Region mehr als achttausend Besucher zum Schwingen, Singen und
oft auch zum Schmunzeln gebracht haben, löst sich die Formation in der
bekannten Form nun auf. Dort, wo alles begann, in der Sängerhalle in
Grube Messel, gaben sie am vergangenen Freitag und Samstag ihre beiden
Abschiedskonzerte. Noch einmal durften treue Fans den Klängen lauschen
und entließen die sieben Damen mit tosendem Applaus von den Brettern
der Welt.
Aber in einer neuen Form wird es mit den Zeitreisen durch die deutsche
Geschichte, auf die sie ihre vielen Gäste in den vergangenen Jahren
mitnahmen, auch weitergehen. So viel haben die verbleibenden
Sängerinnen schon verraten. Es gibt Überlegungen, zunächst das bekannte
Repertoire in Seniorenheimen oder auf Geburtstagen weiter darzubieten
und sich gleichzeitig neu zu orientieren.
Vielleicht werden es Auftritte in kleinerem Rahmen sein.
Vielleicht gibt es auch etwas zum Mitmachen. Im Jahr 2023 wollen die
„neuen alten Rosen“ mit klingenden Ideen jedenfalls wiederkommen.
Gerne nehmen die Sängerinnen auch Anregungen entgegen. Bei Interesse
für Buchungen oder Auftritte kann man sich wie gewohnt unter
info@pepperroses.de melden. Auf dem Laufenden gehalten wird man
weiterhin am besten durch einen Besuch auf der Webseite
www.pepperroses.de
Darmstädter Echo 15.03.2014